Teilen sie sowohl Verwaltungsaufgaben als auch technische Aufgaben

Teilen Sie sowohl die Bürde der Verwaltung als auch die technische Bürde das Projekt in Gang zu halten. Mit zunehmender Komplexität eines Projekts ist mehr und mehr Arbeit in Management und Informationsfluss erforderlich. Es gibt keinen Grund diese Bürde nicht zu teilen; wobei, sie zu teilen, nicht notwendigerweise eine Hierarchie erfordert – was sich in der Praxis entwickelt, entspricht eher einer Peer-to-Peer-Topologie als einer militärichen Befehlsstruktur.

Manchmal sind die Rollen der Verwaltung formalisiert, und manchmal bilden sie sich spontan. Im Subversion-Projekt haben wir einen Patchesverwalter, einen Übersetzungsverwalter, einen Dokumentationsverwalter, einen Ticketverwalter (wenn auch inoffiziell), und einen Versionsverwalter. Manche dieser Rollen wurden bewusst von uns eingeführt, andere entstanden von allein; da das Projekt wächst, erwarte ich, dass weitere Rollen hinzukommen. Unten werden wir diese und ein paar andere Rollen im Detail untersuchen (außer der des Versionsverwalters, die bereits in „Release-Verwalter“ und „Diktatur durch den Versionsherrn“ im vorhergehenden Kapitel besprochen wurde).

Achten Sie einmal beim Lesen der Beschreibungen darauf, wie keine der Rollen die exklusive Kontrolle über den entsprechenden Bereich erfordert. So hindert der Ticketverwalter andere nicht daran, Änderungen an der Ticket-Datenbank vorzunehmen, der FAQ-Verwalter besteht nicht darauf, der einzige zu sein, der die FAQ bearbeitet, und so weiter. Bei diesen Rollen geht es durchweg um Verantwortung, nicht um eine Monopolstellung. Ein wichtiger Teil der Arbeit des Verwalters eines Bereichs ist es, zu bemerken wenn andere in diesem Bereich arbeiten, und sie anzuleiten, die Dinge ganauso zu erledigen wie der Verwalter, damit die nebeneinander laufenden Anstrengungen einander stärken, anstatt miteinander in Konflikt zu geraten. Der Verwalter eines Bereichs sollte die Abläufe dokumentieren, nach denen er die Arbeit erledigt, damit, sollte einmal gehen, jemand anders die Rolle übernehmen kann.

Manchmal gibt es einen Konflikt: Zwei oder mehr Personen erheben Anspruch auf dieselbe Rolle. Hier gibt es kein Patentrezept. Sie könnten anregen, dass jeder Freiwillige einen Vorschlag (eine "Bewerbung") einreicht, und alle Commit-Berechtigten darüber abstimmen lassen, welche die beste ist. Das ist aber umständlich und unter Umständen ungeschickt. Ich halte es für besser, die Kandidaten einfach darum zu bitten, das unter sich auszumachen. Meist schaffen sie das auch, und sie werden mit dem Ergebnis zufriedener sein als mit einer von außen aufgezwungenen Entscheidung.

Patchverwalter

In einem freien Software-Projekt, dem eine Menge Patches zugehen, kann es ein Albtraum sein, den Überblick darüber zu behalten, welche Patches angekommen sind und wie über sie entschieden wurde, ganz besonders wenn es auf eine dezentralisierte Art geschieht. Die meisten Patches erreichen das Projekt über die Entwickler-Mailingliste (obwohl manche zuerst in dem Ticket System auftauchen, oder auf externen Webseiten), und es gibt unterschiedliche Routen, die ein Patch nach seiner Ankunft einschlagen kann.

Manchmal schaut sich jemand einen Patch an, findet Fehler darin und schickt ihn zur Berichtigung an seinen Autor zurück. Das führt normalerweise zu einem sich wiederholenden Vorgang – für alle auf der Mailingliste sichtbar –, bei dem der ursprüngliche Autor die überarbeiteten Versionen des Patches wieder zurück schickt, bis der Überprüfende nichts mehr zu beanstanden hat. Es ist nicht immer leicht zu erkennen, wann dieser Vorgang abgeschlossen ist: Wenn der Überprüfende den Patch committet, dann ist er eindeutig vorbei. Tut er es aber nicht, kann es auch daran liegen, dass er einfach nicht genügend Zeit hatte, oder selbst über keine Commit-Berechtigung verfügt, und keinen anderen Entwickler dazu überreden konnte, es zu tun.

Eine weitere häufige Antwort auf einen Patch ist eine freilaufende Diskussion, nicht unbedingt über den Patch selbst, sondern darüber, ob das ihm zu Grunde liegende Konzept gut ist. Zum Beispiel könnte Der Patch einen Fehler beheben, aber das Projekt bevorzugt es, den Fehler auf eine andere Art zu beheben: als Teil der Lösung einer allgemeineren Klasse von Problemen. Oft ist das nicht im Voraus bekannt, und es ist der Patch, der diese Entdeckung anregt.

Gelegentlich geht ein Patch unter völligem Stillschweigen ein. Normalerweise liegt das daran, dass im Moment kein Entwickler die Zeit aufbringt, den Patch unter die Lupe zu nemen, jader hofft, dass jemand anders das übernimmt. Da es keine bestimmte Grenze gibt, wie lang jede Person wartet, bis jemand anders den Ball ins Rollen bringt und in der Zwischenzeit immer andere Prioritäten auftauchen, passiert es sehr leicht, dass ein Patch durchs Netz fällt, ohne dass irgend jemand das gewollt hätte. So kann das Projekt einen nützlichen Patch verpassen, und das hat weitere schädliche Nebeneffekte: Es ist entmutigend für denjenigen, der Arbeit in den Patch investiert hat, und es lässt das Projekt als Ganzes den Anschein der Verwahrlosung erwecken, besonders für andere die im Begriff sind, Patches einzureichen.

Die Aufgabe des Patchverwalters ist sicherzustellen, dass Patches nicht "durchs Netz schlüpfen". Das wird erreicht, indem jeder Patch bis zu irgend einem stabilen Zustand verfolgt wird. Der Patchverwalter beobachtet jeden Thread auf der Mailingliste, der sich aus dem Einreichen eines Patches ergibt. Wenn dieser mit einem Commit des Patches endet, tut er gar nichts. Wenn er in eine Schleife von Überprüfung und Überarbeitung übergeht, welche in einer finalen Version, aber ohne Commit endet, schreibt er ein Ticket, das auf die finale Version verweist, sowie auf den entsprechenden Thread, damit es für Entwickler, die daran später anschließen wollen, eine permanente Aufzeichnung gibt. Wenn der Patch ein bereits bestehendes Ticket betrifft, fügt er dem Ticket einen Kommentar mit der relevanten Information hinzu, anstatt ein neues zu eröffnen.

Wenn ein Patch überhaupt keine Reaktion erhält, wartet der Patchverwalter ein paar Tage, uns greift es dann auf, indem er fragt, ob irgend jemand es sich anschauen wird. Darauf gibt es für gewöhnlich eine Reaktion: Ein Entwickler kann erklären, dass er nicht denkt, dass der Patch angewendet werden sollte, und Gründe dafür angeben, oder er kann es sich anschauen, worauf einer der vorher beschriebenen Wege eingeschlagen wird. Wenn es immer noch keine Antwort gibt, wird der Patchverwalter unter Umständen ein Ticket für den Patch eröffnen oder nicht, je nachdem, wie er es für richtig hält, zumindest hat der ursprüngliche Autor irgendeine Antwort erhalten.

Einen Patchverwalter zu haben, hat für das Entwicklerteam von Subversion eine Menge Zeit und geistige Energie gespart. Ohne eine designierte Person, die die Verantwortung auf sich nimmt, müsste sich jeder Entwickler die ganze Zeit ständig darüber Sorgen machen, "Wenn ich nicht die Zeit dazu habe, jetzt auf diesen Patch zu antworten, kann ich mich darauf verlassen, dass jemand anders es macht? Sollte ich versuchen ihn im Auge zu behalten? Aber wenn andere das nun auch tun, dann würden wir unnötig unsere Anstrengungen verdoppeln." Der Patchverwalter lässt die zweite Mutmaßung in dieser Situation verschwinden. Jeder Entwickler kann die Entscheidung treffen, die für ihn in dem Moment richtig ist, da er den Patch zum ersten mal sieht. Wenn eine Überprüfung anschließen möchte, kann er das tun – der Patchverwalter wird sein Verhalten entsprechend anpassen. Wenn er den Patch komplett ignorieren will, ist das auch in Ordnung; der Patchverwalter wird dafür sorgen, dass er nicht in Vergessenheit gerät.

Da dieses System nur funktioniert, wenn man sich darauf verlassen kann, dass der Patchverwalter ausnahmslos da ist, sollte die Rolle formal vergeben werden. In Subversion schrieben wir diese Stelle auf der Entwickler-Mailingliste und der für Benutzer aus, bekamen mehrere Freiwillige, und nahmen den ersten der geantwortet hatte. Als die Person abtreten musste (siehe „Übergänge“ später in diesem Kapitel), machten wird das gleiche nochmal. Wir haben nie versucht, mehrere Personen die Rolle teilen zu lassen, da ein Übermaß an Kommunikation zwischen ihnen nötig gewesen wäre; aber bei einer sehr hohen Anzahl von Patches könnte ein mehrköpfiger Patchverwalter vielleicht sinnvoll sein.

Übersetzungsverwalter

Bei Software-Projekten, kann sich "Übersetzung" auf zwei sehr unterschiedliche Dinge beziehen. Es kann die Übersetzung der Dokumentation in andere Sprachen bedeuten, oder es kann die Übersetzung der Software selber bedeuten – womit gemeint ist, dass die Anwendung seine Fehlermeldungen und Texte in der bevorzugten Sprache des Anwenders darstellt. Beides sind komplexe Aufgaben, wenn aber die richtige Infrastruktur erst einmal eingerichtet ist, kann mal sie größtenteils von der anderen Entwicklung trennen. Weil die Aufgaben sind sich in mancherlei Hinsicht ähnlich, kann es Sinn machen (abhängig von Ihrem Projekt) einen einzigen Verwalter für Übersetzungen zu haben um beides zu handhaben, oder es kann besser sein zwei verschiedene Verwalter zu haben.

Im Subversion-Projekt, haben wir einen Verwalter, der sich um beides kümmert. Er schreibt natürlich nicht selber die Übersetzungen – er wird vielleicht bei einer oder zweien aushelfen, aber zum Zeitpunkt dieser Niederschrift, hätte er zehn Sprachen sprechen müssen (zwölf wenn man Dialekte mitzählt) um bei allen mitzuarbeiten! Stattdessen verwaltet er die Teams der freiwilligen Übersetzer: Er hilft ihnen dabei, sich zu koordinieren, und koordiniert zwischen ihnen und dem Rest des Projekts.

Dass ein Verwalter für Übersetzungen nötig ist, liegt zum Teil daran, dass Übersetzer eine sehr andere Menschenart sind, als Entwickler. Sie haben manchmal wenig oder gar keine Erfahrung bei der Arbeit mit einer Versionsverwaltung, oder gar überhapt als Teil eines verteilten Teams von Freiwilligen. In anderer Hinsicht, sind sie aber oft die beste Art von Freiwilligen: Menschen mit Kenntnissen auf einem bestimmten Gebiet, die einen Bedarf sahen, und entschieden sich zu beteiligen. Sie sind meistens bereit zu lernen, und enthusiastisch mit der Arbeit anzufangen. Alles was sie brauchen, ist jemand der ihnen sagt wie. Der Übersetzungsverwalter stellt sicher, dass die Übersetzungen auf eine Art ablaufen, welches die gewöhnlichen Entwicklung nicht behindert. Er dient auch als eine Art representativer der Übersetzer, als geeinigten Körper, wann immer die Entwickler über technische Änderungen informiert werden müssen, die nötig sind, um die Übersetzungsarbeit zu unterstützen.

Die wichtigsten Fähigkeiten dieser Position sind desshalb diplomatische und nicht technische. In Subversion haben wir zum Beispiel eine Richtlinie, nach dem alle Übersetzungen, mindestens zwei Personen haben sollte, die an ihnen arbeiten, weil es ansonsten keine Möglichkeit gibt, dass die Texte überprüft werden. Wenn ein neuer Freiwilliger auftaucht, und anbietet Subversion z.B. in Malagasy zu übersetzen, muss der Übersetzungsverwalter ihn entweder mit jemand zusammenbringen der sechs Monate zuvor geschrieben hat, und auch Interesse bekundigt hat eine Übersetzung in Malagasy zu machen, oder ihn höflich darum bitten, einen weiteren Übersetzer für Malagasy zu finden, der mit ihm als Partner arbeitet. Wenn genügend Leute verfügbar sind, gibt der Übersetzungsverwalter ihnen die nötigen Commit-Rechte, informiert ihnen über die Konventionen des Projekts (wie man etwa Commit-Kommentare schreibt), und hält dann danach ausschau, dass sie sich an diese Konventionen halten.

Unterhaltungen zwischen dem Übersetzungsverwalter und den Entwicklern, oder zwischen dem Übersetzungsverwalter und die Übersetzerteam, werden meistens in der ursprünglichen Sprache des Projekts gehalten – also die Sprache von dem alle Übersetzungen gemacht werden. Für die meisten freien Software-Projekte ist das Englisch, es macht aber keinen Unterschied, so lange das Projek sich darauf einigt. (Obwohl Englisch wahrscheinlich am besten ist, für Projekte die eine breite internationale Gemmeinschaft anlocken wollen.)

Unterhaltungen innerhalb eines bestimmten Übersetzungsteams sind jedoch meistens in der gemeinsamen Sprache, und eine der anderen Aufgaben des Übersetzungsverwalter ist es, eine gesonderte Mailingliste für jedes Team einzurichten. So können sich die Übersetzer frei über ihre Arbeit unterhalten, ohne andere auf den Hauptverteilern des Projekts abzulenken, von denen die meisten eh nicht in der Lage wären, die übersetzte Sprache zu verstehen.

Dokumentationsverwalter

Die Dokumentation der Software auf den neusten Stand zu halten, ist eine niemals endende Aufgabe. Jede neue Funktion oder verbesserung die in den Code geht, hat das Potential, eine Änderung an der Dokumentation zu verursachen. Wenn die Dokumentation des Projekts erst einmal einen gewissen Grad der Fertigstellung erreicht hat, werden Sie auch sehen, dass die Patches die von Leuten eingereicht werden, für die Dokumentation sind, nicht für den Code. Das liegt daran, dass es viel mehr Leute gibt, die in der Lage sind Fehler in Prosa zu beheben, als in Code: Alle Nutzer sind Leser, aber nur wenige sind Programmierer.

Patches für die Dokumentation sind meistens viel einfacher zu überprüfen und anzuwenden, als Patches für Code. Es gibt wenig oder nichts zum Testen, und die Qualität der Änderung kann schnell evaluiert werden, alleine indem man ihn durchliest. Da die Menge groß ist, aber die Bürde sie zu überprüfen relativ gering ist, ist das Verhältnis des überschüssigen administrativen Aufwands zu produktiver Arbeit größer als für Patches an dem Code. Desweiteren, werden die meisten Patches wahrscheinlich irgend eine Art Anpassung erfordern, um einen beständigen Ton in der Stimme des Autors in der Dokumentation zu bewahren. In vielen Fällen, werden sich Patches überschneiden, oder andere Patches beeinflussen, und auf einander abgestimmt werden müssen vor sie committed werden.

Angesichts der Anforderungen an die Handhabung der Dokumentation, und der Tatsache, dass der Codebestand ständig überwacht werden muss damit die Dokumentation aktuell gehalten werden kann, macht es Sinn, eine Person oder eine kleine Teams zu haben, die sich der Aufgabe widmet. Sie können ein Protokoll darüber führen, wo genau und wie die Dokumentation hinter der Software herhikt, und sie können geübte Abläufe haben um große Mengen an Patches auf eine gegliederte Art zu verarbeiten.

Das hindert natürlich andere in dem Projekt nicht daran, Patches mal nebenbei auf die Dokumentation anzuwenden, ganz besonders kleine, wie es die Zeit erlaubt. Und der gleiche Patchverwalter (siehe „Patchverwalter“ früher in diesem Kapitel) kann sowohl Änderungen an dem Code, als auch an der Dokumentation verfolgen, und sie überall ablegen, wo die Entwickler- und Dokumentationsteams sie jeweils haben möchten. (Wenn die gesamte Menge der Patches das übersteigt, was von einem Menschen bewältigt werden kann, ist es wahrscheinlich ein erster Schritt, wenn man auf separate Patchverwalter für Code und Dokumentation wechselt.) Der Sinn eines Dokumentationsteams ist es nicht, Leute zu haben, die sich dafür verantwortlich fühlen, die Dokumentation organisiert, auf dem aktuellsten Stand, und in sich konsistent zu halten. In der Praxis, bedeutet das, die Dokumentation intim zu kennen, den Codebestand zu beobachten, die Änerungen die andere an die Dokumentation machen zu beobachten, nach eintreffenden Patches für die Dokumentation ausschau zu halten, und all diese Informationensquellen zu nutzen, um das zu tun, was nötig ist, um die Dokumentation in einem gesungen Zustand zu halten.

Ticketverwalter

Die Anzahl der Tickets im Bugtracker des Projekts nimmt mit der Anzahl der Personen zu, welche die Software benutzen. Deshalb sollten Sie immer noch erwarten, dass die Anzahl offener Tickets, im wesentlichen ohne Grenzen anwächst, selbst während sie Fehler beheben und eine immer robustere Anwendung produzieren. Die Menge der doppelt eingetragenen Tickets wird genau so wie die der unvollständigen und dürftig beschriebenen Tickets zunehmen.

Ticketverwalter helfen dabei, diese Probleme zu mildern, indem sie in die Datenbank gehen, und periodisch alles durchkämmen, auf der Suche nach bestimmten Problemen. Ihre häufigste Aufgabe ist es wahrscheinlich, eintreffende Tickets aufzubessern, entweder weil der Meldende einige der Formularfelder nicht richtig gesetzt hat, oder weil das Ticket ein Duplikat eines bereits in der Dadenbank vorhandenen ist. Offensichtlich wird der Ticketverwalter um so effektiver in der Lage sein, Duplikate zu erkennen, je besser er mit der Bug-Datenbank des Projekts vertraut ist – das ist einer der hauptsächlichen Vorteile ein paar Personen zu haben, die sich auf die Bug-Datenbank spezialisiern, anstatt das alle es versuchen ad hoc zu übernehmen. Wenn die Gruppe versucht, das auf eine dezentralisierte Art zu machen, eignent sich nicht ein einzelner ein tieferes Wissen über den Inhalt der Datenbank an.

Ticketverwalter können auch helfen, zwischen den Tickets und den einzelnen Entwicklern zu vermitteln. Wenn eine Menge Bug-Meldungen eintreffen, wird nicht jeder Entwickler die Nachrichten von Verteiler für die Tickets mit der gleichen Aufmerksamkeit lesen. Wenn jemand jedoch weiß, dass das Entwicklerteam ein Auge auf alle eintreffenden Tickets hält, kann sie wenn es angemessen ist, diskret die Aufmerksamkeit bestimmter Entwickler auf spezifische Fehler richten. Das muss natürlich mit einem Gesprür für alles andere was in der Entwicklung abläuft geschehen, und entsprechend den Wünschen und dem Temprament des Empfängers. Es ist desshalb oft besser, wenn Ticketverwalter selber Entwickler sind.

Abhängig davon wie Ihr Projekt den Bugtracker benutzt, können Ticketverwalter auch die Datenbank anpassen, um die Prioritäten des Projekts wider zu spiegeln. Wir in Subversion zum Beispiel, planen wir einen Ticket für eine bestimmte zukünftige Version ein, damit wenn jemand fragt "Wann wird Bug X behoben sein?" wir sagen können "In zwei Versionen" selbst wenn wir kein genaues Datum nennen können. Die neuen Versionen kann man als Meilensteine in dem Bugtracker eintragen, ein Feld welches in IssueZilla[56] angeboten wird. Grundsätzlich hat jede neue Version von Subversion eine bedeutende neue Funktion, und eine liste spezifischer Fehler die behoben wurden. Wir weisen die entsprechenden Meilensteine allen Tickets zu, die für die Version geplant sind (inklusive der neuen Funktion – es erhält auch einen Ticket), damit man die Bug-Datenbank mit der geplanten Version im Blick anschauen kann. Diese Ziele bleiben jedoch relativ statisch. Wärend neue Fehler gemeldet werden, verschieben sich manchmal die prioritäten, und ein Ticket muss von einem Meilenstein zum anderen verschoben werden, damit jede Version noch im Griff zu behalten bleibt. Das wiederum, wird am besten von Personen gemacht, die insgesamt, einen Sinn dafür haben, was in der Datenbank ist, und wie verschiedene Tickets mit einander verwandt sind.

Eine weitere Sache, die Ticketverwalter machen, ist zu erkennen, wann Tickets veraltet sind. Manchmal wird ein Bug aus Versehen behoben, als Teil einer Änderung an der Software die nicht im Zusammenhang steht. Manchmal ändert das Projekt auch seine Meinung darüber, ob ein bestimmtes Verhalten als Fehler einzustufen ist. Veraltete Tickets zu finden, ist nicht leicht: Der einzige Weg es systematisch zu machen, ist indem man über alle Tickets in der Datenbank geht. Mit der Zeit, wärend die Anzahl der Tickets anwächst, wird sowas allerdings immer winiger praktikabel. Ab einer bestimmten Grenze, ist die einzige Möglichkeit die Datenbank in einem vernünftigen Zustand zu behalten, die Teile-und-herrsche-Methode: Kategorisieren Sie die Tickets, sofort nachdem sie eingetragen wurden und lenken Sie die Aufmerksamkeit der zuständigen Entwickler oder des Teams darauf. Der Empfänger kümmert sich ab dann um das Ticket, bis es seine Lebenszeit beendet hat, und hütet es soweit nötig, bis es erledigt ist oder in Vergessenheit gerät. Wenn die Datenbank derart groß ist, wird der Ticketverwalter eher zu einem globalen Koordinator, der immer weniger Zeit damit verbringt, sich jedes einzelne Ticket anzuschauen, und mehr damit, es in die Hände der richtigen Person zu legen.

FAQ-Verwalter

Die Verwaltung der FAQ ist ein überraschend schwieriges Problem. Anders als bei den meisten anderen Dokumenten in einem Projekt, deren Inhalt im vorraus von den Autoren geplant wird, ist eine FAQ von einer gänzlich reaktiven Natur (siehe „Dokumentation“). Egal wie groß es wird, Sie werden nie wissen, was der nächste Eintrag sein wird. Und weil es immer Stückweise erweitert wird, passiert es sehr leich, dass das Dokument als ganzes ohne Zusammenhang oder Organization ist, und sogar doppelte oder mit einander ähnliche Einträge enthält. Selbst wenn es keine solche offensichtlichen Probleme hat, gibt es oft unbemerkte Abhängigkeiten zwischen den Einträgen – Verweise die gemacht werden sollten es aber nicht sind – weil die verwandten Einträge ein Jahr auseinander gemacht wurden.

Die Rolle des Verwalters der FAQ ist zweifältig. Erstens pflegt er die allgemeine Qualität der FAQ indem er damit vertraut bleibt, oder zumindest mit den Themen aller Fragen die darin enthalten sint, damit wenn Personen neue Einträge hinzufügen, die einfach nur Duplikate, oder ähnlich zu bereits bestehenden Einträgen sind, die nötigen Anpassungen gemacht werden können. Zweitens, überwacht er die Mailinglisten und anderen Foren, nach immer wiederkehrenden Fragen und schreibt neue Einträge, auf dieser Grundlage. Letztere Aufgabe kann ziemlich komplex sein: Man muss in der lage sein einen Thread verfolgen zu können, die Kernfragen erkennen zu können, einen Eintrag für die FAQ vorzuschlagen, die Kommentare anderer einzubeziehen (da es unmöglich ist, dass der FAQ-Verwalter ein Experte auf jedem Gebiet ist, welches in der FAQ behandelt wird), und merken, wann dieser Vorgang beendet ist, damit der Eintrag endlich hinzugefügt werden kann.

Der FAQ-Verwalter wird auch normalerweise zum Experten für die Formatierung der FAQ. Es gibt eine menge kleiner Details die es bei der Pflege einer FAQ zu beachten gibt (siehe „Behandeln Sie alle Ressourcen wie Archive“ im Kapitel Kapitel 6, Kommunikation); wenn beliebige Leute die FAQ bearbeiten, werden sie oft einige dieser Details vergessen. Das ist in Ordnugn, so lange der FAQ-Verwalter da ist, um nach ihnen aufzuräumen.

Es gibt einige freie Software um die Pflege einer FAQ zu unterstützen. Es ist ok sie zu nutzen, so lange es die Qualität der FAQ nicht gefährdet, seien Sie aber vor all zu viel Automatisierung gewarnt. Manche Projekte versuchen die Pflege der FAQ vollständig zu automatisieren, und erlauben es jedem, FAQ Einträge beizutragen und zu bearbeiten, ähnlich wie bei einer Wiki (siehe „Wikis“ im Kapitel Kapitel 3, Technische Infrastruktur). Ich habe das insbesondere bei Faq-O-Matic (http://faqomatic.sourceforge.net/) gesehen, obwohl das daran liegen kann, dass ich Fälle gesehen habe, die lediglich Missbräuche von dem wofür Faq-O-Matic ursprünglich gedacht war. Die komplette dezentralisierung der FAQ-Pflege, reduziert zwar den Aufwand für das Projekt, produziert aber in jedem Fall auch eine dürftigere FAQ. Es gibt keine eine Person mit einem groben Überblick über die ganze FAQ, keiner der merkt, wenn bestimmte Einträge aktualisiert werden müssen, oder komplett überflüssig werden, und keiner der nach den Abhängigkeiten zwischen den Einträgen ausschau hält. Das Ergebnis ist eine FAQ welches es oft nicht schafft, den Nutzern das zu geben, wonach sie gesucht haben und im schlimmsten Fall, sie sogar in die Irre führt. Nutzen Sie welche Werkzeuge Sie auch brauchen um die FAQ ihres Projekts zu pflegen, lassen Sie aber niemals den Komfort dieser Hilfsmittel Sie dazu verleiten die Qualität der FAQ beeinträchtigen.

Siehe den Artikel von Sean Michael Kerner, The FAQs on FAQs, bei http://osdir.com/Article1722.phtml, für Beschreibungen und Bewertungen von Open-Source-Hilfsmitteln für die Pflege von FAQs.



[56] IssueZilla ist der Bugtracker, dern wir benutzen; es ist ein Abkömling von BugZilla