Ein Wiki ist eine Website die es jedem Besucher erlaubt, ihren Inhalt zu bearbeiten; der Begriff "wiki" (von dem hawaiischen Wort für "schnell" oder "super-schnell") ist auch der Name für Software, die solche Bearbeitungen ermöglicht. Wikis wurden 1995 erfunden, richtig populär wurden sie aber erst 2000 bzw. 2001, teilweise befeuert durch den Erfolg von Wikipedia (http://www.wikipedia.org/), ein wikibasiertes freies Lexikon. Sie können Wikis zwischen IRC und Webseiten einordnen: Wikis sind kein Echtzeit-Medium, also haben Benutzer die Möglichkeit, ihre Beiträge zu überdenken und auszufeilen, es ist aber auch sehr leicht beizutragen, da der Bearbeitungsaufwand geringer ist als bei einer normalen Webseite.
Wikis gehören noch nicht zur Standardausstattung für Open-Source-Projekte, werden es aber wahrscheinlich bald sein. Sie sind eine relativ neue Technik, und es wird noch mit ihrer Nutzung experimentiert. Hier ein paar Worte der Vorsicht – derzeit ist es einfacher, den Missbrauch von Wikis zu untersuchen als ihre Erfolge.
Wenn Sie sich entschließen, ein Wiki zu betreiben, verwenden Sie große Aufmerksamkeit auf klare Organisation der Seiten und einen angenehmes Seitenlayout, damit Besucher (bzw. potentielle Bearbeiter) instinktiv wissen, wo sie ihre Beiträge einordnen sollen. Genauso wichtig ist es, diese Richtlinien in das Wiki hinein zu schreiben, damit die Benutzer etwas zur Orientierung haben. Viel zu oft verrennen sich Administratoren in dem Glauben, dass wenn eine Horde Besucher für sich genommen qualitativ hochwertige Beiträge leistet, das Gesamtresultat automatisch auch insgesamt qualitativ hochwertig sein müsste. So jedoch funktionieret ein Wiki nicht. Jede individuelle Seite, jeder Abschnitt, mag für sich genommen gut sein, nicht aber eingebettet in ein unorganisiertes oder verwirrendes Ganzes. Wikis leiden viel zu häufig an:
Mangel an Orientierungsrichtlinien. Eine gut organisierte Webseite gibt dem Besucher das Gefühl, jederzeit Bescheid zu wissen, wo er ist. Bei Seiten mit einer guten Aufmachung kann man beispielsweise intuitiv den Unterschied zwischen dem Bereich für das "Inhaltsverzeichnis" und dem für den "Inhalt" erkennen. Autoren des Wikis werden solche Unterschiede auch respektieren, aber nur wenn die Unterschiede schon am Anfang vorhanden sind.
Doppelte Informationen. Häufig passiert es in Wikis, dass irgendwann verschiedene Seiten ähnliches sagen, da die einzelnen Teilnehmer nicht unbedingt mitbekommen, was andere schreiben. Teilweise kann das am Fehlen der oben erwähnten Orientierungsprinzipien liegen, insofern als Benutzer die bereits vorhandenen Inhalte nicht finden, wenn sie nicht liegen, wo man sie erwarten würde.
Unklarheit der Zielgruppe. Zu einem gewissen Grad ist dieses Problem bei einer so großen Anzahl von Autoren unvermeidbar, kann aber verringert werden, wenn es schriftliche Richtlinien gibt, wie man die Inhalte erstellt. Es hilft auch, neue Beiträge am Anfang aggressiv zu bearbeiten, damit sich ein Standard bildest.
Die übliche Lösung für all diese Probleme ist die gleiche: Redaktionelle Normen anzusetzen und sich nicht allein auf ihre Bekanntgabe zu verlassen, sondern sie durch die Bearbeitung von Seiten durchzusetzen und sich ihnen auch selbst zu unterwerfen. Im Allgemeinen werden Wikis alle Schwächen im Ausgangsmaterial verstärken, da die Teilnehmer alle Muster nachahmen werden, die sie vorfinden. Richten Sie das Wiki nicht nur ein und hoffen Sie, dass sich alles fügt. Es muss auch mit gut geschriebenen Inhalten angefangen werden, damit die Besucher Beispiele haben, denen sie folgen können.
Das leuchtende Beispiel eines gut betriebenen Wikis ist Wikipedia, obwohl das sicherlich teilweise daran liegt, dass der Inhalt (Lexikon-Einträge) von Natur aus für das Wiki-Format geeignet ist. Wenn Sie die Wikipedia aber genauer ansehen, werden Sie feststellen, dass die Administratoren eine äußerst gründliche Basis für die Zusammenarbeit ausgelegt haben. Es gibt eine ausführliche Dokumentation dazu, wie man neue Einträge schreiben soll, wie man einen angemessenen, neutralen Standpunkt bewahrt, welche Art von Änderungen man vornehmen oder vermeiden sollte, welche Verfahren dazu taugen, Konflikte zwischen sich widersprechende Bearbeitungen aufzulösen (mit mehreren Schritten, mitunter auch durch das letzte Mittel eines Schiedsgerichts) usw. Sie haben auch eine Verwaltung für die Autorisierung, damit sie eine Seite für die Bearbeitung sperren können, sollt sie Ziel mehrfacher unangemessener Bearbeitungen werden, bis das Problem gelöst wurde. Mit anderen Worten: werfen sie nicht einfach ein paar Vorlagen auf eine Webseite und drücken die Daumen! Wikipedia funktioniert deshalb, weil ihre Gründer sorgfältig darüber nachgedacht haben, wie man tausende Fremde dazu bringt, ihren Schreibstil einer gemeinsamen Vision anzupassen. Auch wenn Sie nicht gleichermaßen vorbereitet sein müssen, um in einem freien Software-Projekt ein Wiki zu betreiben, lohnt es diesem Geist nachzueifern.
Weitere Informationen über Wikis finden Sie unter http://en.wikipedia.org/wiki/Wiki. Das erste Wiki ist weiterhin wohlauf und beinhaltet viel Material darüber wie man Wikis betreibt: Siehe http://www.c2.com/cgi/wiki?WelcomeVisitors, http://www.c2.com/cgi/wiki?WhyWikiWorks, und http://www.c2.com/cgi/wiki?WhyWikiWorksNot für verschiedene Ansichten.