Vorwort

Inhaltsverzeichnis

Warum ich dieses Buch schreibe?
Wer sollte dieses Buch lesen?
Quellen
Danksagungen
Für die erste Auflage (2005)
Für die zweite Auflage (2017)
Haftungsausschluss
Anmerkungen der Übersetzer
Manuel Barkhau, März 2008
Wolf Peuker, September 2012

Warum ich dieses Buch schreibe?

Auf Parties begegnen mir Leute nicht mehr mit leerem Blick, wenn ich erzähle, dass ich freie Software schreibe. "Oh, ja, Open Source  –  wie Linux?" sagen sie. Ich nicke dann eifrig zustimmend: "Ja, genau! Das mache ich." Es ist angenehm, nicht mehr so ganz am Rand zu stehen. In der Vergangenheit war die nächste Frage leicht vorhersehbar: "Wie verdient man denn dabei Geld?" Als Antwort fasste ich die wirtschaftlichen Hintergründe von Open Source kurz zusammen: Es gibt Organisationen, die daran interessiert sind, dass eine bestimmte Software existiert, ohne sie verkaufen zu müssen, sie wollen schlicht sicher gehen, dass sie verfügbar ist und gepflegt wird: als Werkzeug und nicht als Handelsware.

Die nächste Frage dreht sich dann allerdings nicht ums Geld. Die Wirtschaftlichkeit von Open-Source-Software[1] ist nicht mehr so rätselhaft, und gerade Nicht-Programmierer verstehen mittlerweile – oder sind zumindest nicht überrascht darüber – , dass manche damit vollzeitbeschäftigt sind. Stattdessen ist die nächste Frage oft "Ach ja, wie funktioniert das eigentlich? "

Dafür hatte ich keine gute Antwort parat, und je mehr ich versuchte, eine zu finden, desto bewusster wurde mir, was für ein komplexes Thema es wirklich ist. Ein Open-Source-Projekt zu leiten ist nicht unbedingt wie die Leitung einer Firma (stellen Sie sich vor, ständig mit einer Gruppe zusammengewürfelter Leute unterschiedlichster Motivationen und Interessen über die Natur Ihres Produktes diskutieren zu müssen, von denen Sie den meisten noch nicht einmal begegnet sind!). Es ist auch nicht wie die Leitung einer gewöhnlichen, gemeinnützigen Organisation oder eines Staates. Es gibt Ähnlichkeiten zu all dem, aber ich bin langsam zu dem Schluss gekommen, dass freie Software in dieser Hinsicht einzigartig ist. Es gibt vieles, womit man sie sinnvoll vergleichen kann, aber nichts, womit man sie gleichsetzen kann. Tatsächlich geht die Annahme etwas weit, dass man ein Open-Source-Projekt überhaupt "führen" könne. Ein Open-Source-Projekt kann begonnen und durch interessierte Beteiligte beeinflusst werden, oft sogar relativ stark. Aber niemand kann es sich aneignen, und solange es irgendwo — überall — Beteiligte gibt, die es fortführen wollen, kann es niemals von einer Seite stillgelegt werden. Jeder hat unendliche Macht; jeder hat keine Macht. Daraus ergibt sich eine interessante Dynamik.

Das ist der Grund, weshalb ich dieses Buch zuallererst schreiben und jetzt nach einer Dekade aktualisieren wollte. Freie Software-Projekte haben eine ausgeprägte Kultur entwickelt, mit einer Gesinnung, in der die Freiheit, Software zu entwickeln, die alles tut was man will, der zentrale Grundsatz ist. Das Ergebnis dieser Freiheit ist jedoch nicht eine Zerstreuung der einzelnen Beteiligten, so dass jeder seinen eigenen Weg mit seinem Code geht, sondern eine enthusiastische Zusammenarbeit. Tatsächlich ist die Kompetenz zur Zusammenarbeit eine der am meisten geschätzten Fähigkeiten in Open-Source-Software. Diese Projekte zu verwalten ist wie die Beteiligung an einer Art hypertrophisierten Kooperation, in der sowohl die eigene Fähigkeit, mit anderen zusammenzuarbeiten, als auch neue Wege für diese Zusammenarbeit zu finden, konkrete Vorteile für die Software bringen kann. Dieses Buch versucht Techniken zu beschreiben, mit denen dies möglich ist. Es ist keineswegs vollständig, aber immerhin ein Anfang.

Gute freie Software ist an und für sich schon ein würdiges Ziel, und ich hoffe, dass Leser die hierin nach neuen Wegen suchen, mit dem zufrieden sein werden, was sie hier finden. Darüber hinaus hoffe ich etwas von der Freude an der Arbeit mit einem motivierten Team von Open-Source-Entwicklern und der wundervoll direkten Art mit Benutzern zu interagieren, zu der Open Source ermutigt, vermitteln zu können. An einem erfolgreichen Open-Source-Projekt teilzunehmen, ist eine große Freude und letztlich ist es das, was das ganze System am Laufen hält.



[1] Die Begriffe "Open Source Software" und "Freie Software" sind im Grunde genommenin Synonyme in diesem Kontext. Sie werden ausführlicher in „"Frei" kontra "Open Source"“ behandelt.