Die schärfste Trennlinie verläuft zwischen Lizenzen die kompatibel zu proprietärer Software sind solchen die es nicht sind; also zwischen der GNU General Public License und dem Rest. Da das vorrangige Ziel der GPL-Autoren die Verbreitung freier Software ist, haben sie die Lizenz so gestaltet, dass es unmöglich ist, GPL-lizenzierten Code in proprietären Programmen zu verwenden. Siehe vor allem diese beiden Absätze der GPL (siehe auch http://www.fsf.org/licensing/licenses/gpl.html):
Jedes abgeleitete Werk, also alles, was eine gewisse Menge GPL-lizenzierten Code enthält, muss wieder unter die GPL gestellt werden.
Es dürfen keine zusätzlichen Einschränkungen hinzugefügt werden, weder auf das Originalwerk, noch auf abgeleitete Arbeiten. Der genaue Wortlaut ist: "Sie dürfen keine zusätzlichen Einschränkungen bzgl. der Ausübung der unter dieser Lizenz gewährten oder zugesicherten Rechte vornehmen."[60]
Mit diesen Bedingungen schafft es die GPL-Freiheit ansteckend zu machen. Steht ein Programm erst einmal unter der GPL, sind die Bedingungen zur Weitergabe viral – sie verbreiten sich auf jede Software die diesen Code verwendet. Das macht es unmöglich GPL-lizenzierten Code in proprietären Programmen zu verwenden. Aber genau diese Sätze machen die GPL inkompatible mit einigen anderen freien Lizenzen. Das passiert üblicherweise, wenn die andere Lizenz z.B. verlangt, die Originalautoren zu nennen, denn das widerspricht der Bedingung keine weiteren Einschränkungen einzuführen. Aus Sicht der Free Software Foundation sind diese Folgen wünschenswert, oder zumindest nicht zu bedauern. Die GPL hält die Software nicht nur frei, sondern macht sie zu einem Agenten der versucht auch andere Programme dazu zu bringen Freiheit zu fordern.
Die Frage ob dies ein guter Weg ist, freie Software zu verbreiten ist einer der beständigsten heiligen Kriege im Internet (siehe „Vermeiden Sie Heilige Kriege“ in Kapitel 6, Kommunikation) und wir werden hier nicht näher darauf eingehen. Für uns ist wichtig, dass Kompatibilität mit der GPL wichtig ist, wenn man eine Lizenz auswählt. Die GPL ist bei weitem die populärste Open-Source-Lizenz: nach http://freshmeat.net/stats/#license liegt sie bei 68%, während die nächst-populäre nur 6% erreicht. Wenn man möchte, dass der Code frei mit GPL-lizenziertem Code gemischt werden kann – und davon gibt es eine Menge – sollte man eine GPL-kompatible Lizenz nehmen. Die meisten Lizenzen die mit der GPL kompatibel sind, sind auch mit proprietären Lizenzen kompatibel, das heisst Code der unter so einer Lizenz steht kann in sowohl in GPL-lizenzierten als auch in proprietären Programmen verwendet werden. Die Ergebnis solcher Kombinationen wären natürlich nicht kompatibel zueinander, da das eine unter der GPL stünde, das andere aber unter einer closed-source Lizenz. Das bezieht sich aber nur auf abgeleitete Werke, nicht auf die ursprüngliche Software.
Glücklicherweise hat die Free Software Foundation eine Liste die aufführt, welche Lizenzen kompatibel zur GPL sind und welche nicht (siehe http://www.gnu.org/licenses/license-list.html). Alle Lizenzen die wir hier diskutiert haben sind auf dieser Liste, auf der einen oder anderen Seite.
[60] Anm. der Übersetzer: Die Übersetzung der GPL stammt von http://www.gnu.de/documents/gpl.de.html, das englische Original findet man im §10 unter http://www.fsf.org/licensing/licenses/gpl.html